Der Atlas Maior von Joan Blaeu

Die Welt in Karten

Im 17. Jahrhundert gelangte ein in Amsterdam ansässiges Familienunternehmen rasch zu internationalem Renommee: der kartographische Verlag Blaeu. Die von ihm herausgegebenen Werke, insbesondere seine Atlanten, sind bis heute weltberühmt. Damals, im Goldenen Jahrhundert der Niederlande, war Amsterdam das beständig wachsende Zentrum des internationalen Handels und Ausgangspunkt der überseeischen Expansion. Kontakte in alle Welt, ein attraktiver Absatzmarkt einschließlich einer zahlungskräftigen Kundschaft - in dieser Stadt waren alle Voraussetzungen für die Gründung eines erfolgreichen Kartenverlags gegeben. Dank des regen Überseehandels gab es hier genügend Interessenten für verlässliche Navigationshilfen. Auch viele wohlhabende Bürger waren neugierig auf die Welt hinter dem Horizont, und sie waren bereit, Geld für luxuriöse Atlanten und dekorative Erd- oder Himmelsgloben auszugeben.

Kein völlig neuer Markt. Seit den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts fertigten Kartenzeichner in Enkhuizen und Edam anhand ausländischer Vorbilder Karten für Seeleute und interessierte Bürger. Willem Janszoon Blaeu reagierte auf die wachsende Nachfrage mit Sachkunde und Unternehmergeist. Nach einer Lehre bei dem berühmten dänischen Astronomen Tycho Brahe gründete er in Amsterdam einen eigenen Verlag mit Druckerei. Seine ersten Kartenprodukte datieren von 1605. Die hohe Qualität der Ausführung und ständige Neuerungen wurden schon bald zu seinem Markenzeichen. Blaeu führte selbst keine Vermessungen durch. Er stützte sich auf bestehendes Kartenmaterial, das er um Informationen aus Schiffstagebüchern, Reiseberichten und Gesprächen mit Seeleuten ergänzte. Mit seinen Karten und Atlanten erwarb Blaeu internationales Ansehen.

Nach seinem Tod 1638 übernahm sein Sohn Joan die Firma. Er verhalf ihr zu weiterem Wachstum und veröffentlichte zahlreiche neue Atlanten und Karten, darunter den berühmten Altas Maior, der ab 1662 in verschiedenen Ausgaben und Sprachen herausgegeben wurde. Mit fast 600 Karten und einigen tausend Seiten Text wollte dieses mehrbändige Werk die gesamte damals bekannte Welt dokumentieren. Es zeigte, wie das Wissen der Menschheit durch Entdeckungsreisen und Handelsbeziehungen zugenommen hatte. Zugleich war der Atlas ein begehrtes Statussymbol, gedruckt im Folioformat und auf Wunsch mit wertvollem Ledereinband erhältlich. Die Karten waren prächtig gestaltet, basierten aber meist auf ältere Vorlagen und enthielten auch Fehler. Das tat ihrer Beliebtheit jedoch keinen Abbruch. Blaeu brachte den Menschen mit seinem Atlas Maior die Welt in ihrer schönsten Form näher.