Michiel de Ruyter

Held der Meere in kriegerischen Zeiten

Über weite Strecken des 17. Jahrhunderts befanden sich die Niederlande im Krieg. Zwar wurde mit dem Westfälischen Frieden 1648 der Achtzigjährige Krieg gegen Spanien beendet, doch dauerhafte Ruhe kehrte nicht ein. Widerstreitende Handelsinteressen lösten in relativ rascher Folge zwei Seekriege mit England aus (1652-1654 und 1665-1667). Im Jahr 1672 erklärten England und Frankreich den Niederlanden den Krieg. Der Angriff brachte die Republik an den Rand des Abgrunds, sie wurde nahezu vollständig erobert. Doch sie überstand die Krise, und in den darauffolgenden Jahrzehnten spielte sie sogar eine wichtige Rolle in der Allianz, die sich den Gebietsansprüchen des französischen Königs Ludwig XIV. entgegenstellte.

Dennoch wurde die Republik zur damaligen Zeit in den Küstenprovinzen gern als friedliebende Seefahrer- und Handelsnation dargestellt, die nur mit größtem Widerwillen und zum Schutz der eigenen Wirtschaftsinteressen in den Krieg zog. In dieser Selbstwahrnehmung wurden Seefahrer und Admiräle zu Helden der Meere stilisiert.
Sie wurden in Liedern besungen, ihr Leben und ihre Taten wurden in populären Geschichtsbüchern niedergeschrieben und die wichtigsten Seeschlachten in Gemälden und Stichen dargestellt. Admiräle, die in einer Schlacht ums Leben kamen, wurden mit monumentalen Grabmälern geehrt.

Der berühmteste niederländische Seefahrer des 17. Jahrhunderts ist zweifellos Michiel Adriaenszoon de Ruyter. 1607 in Vlissingen als Sohn eines einfachen Bierkutschers geboren, fuhr er bereits in jungen Jahren zur See. Nachdem er kurze Zeit als Seiler bei den Lampsins gearbeitet hatte, einer wohlhabenden Reederfamilie in Vlissingen, heuerte er 1618 als Schiffsjunge an. So begann im Alter von 11 Jahren sein abenteuerliches Leben als Seefahrer. Als Freibeuterkapitän, Konteradmiral und Mitglied der Handelsmarine befuhr de Ruyter die Weltmeere. Da er über die Jahre ein gewisses Vermögen erlangt hatte, entschied er sich 1652, nunmehr ein ruhiges Leben an Land zu führen. Doch der Beschluss währte nicht lang. Nach dem Ausbruch des Ersten Englisch-Niederländischen Seekriegs wollte die Admiralität der Provinz Seeland ihn in ihre Dienste nehmen. De Ruyter akzeptierte, allerdings nur auf Zeit. Tatsächlich aber war dies der Beginn einer neuen Karriere, die ihn bis an die Spitze der Marine führen sollte: er wurde Admiralleutnant.

1667 feierte de Ruyter im Zweiten Englisch-Niederländischen Seekrieg seinen größten Erfolg. Auf Drängen des Ratspensionärs Johan de Witt übernahm er das Kommando über die Flotte, die die Engländer in den eigenen Gewässern schlagen sollte. Das Vorhaben gelang - ein Großteil der englischen Flotte wurde auf dem Medway bei Chatham zerstört. De Ruyter wurde als der "neue Hannibal" gefeiert.

1676 kam de Ruyter in einer Seeschlacht gegen die Franzosen in der Nähe von Syrakus ums Leben. Er wurde in der Nieuwe Kerk in Amsterdam bestattet; sein Marmorgrabmal befindet sich an der Stelle, an der zuvor der Hochaltar gestanden hatte.