Dass die Niederlande eine so bedeutende Handelsnation sind, haben sie nicht zuletzt dem Rotterdamer Hafen zu verdanken. Er liegt im Mündungsgebiet von Rhein und Maas und ist für Hochseeschiffe erreichbar. Sein Hinterland umfasst mehr als 100 Millionen Menschen und reicht bis tief in die Nachbarländer hinein. Im Zweiten Weltkrieg wurden weite Teile des Hafens zerstört. Wegen seiner enormen wirtschaftlichen Bedeutung für ganz Europa erhielt seine Instandsetzung beim Wiederaufbau der Niederlande höchste Priorität. Im Zuge des Wirtschaftswunders in Deutschland und der erfolgreichen europäischen Zusammenarbeit wurden die Handelsbeziehungen mit dem deutschen Hinterland wiederaufgenommen. Das immense Wachstum machte in den fünfziger Jahren bereits einen Ausbau des Hafens erforderlich - Eemhaven und Botlek entstanden.

Rotterdam entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert zur wichtigsten Hafenstadt der Niederlande. Die Geschichte des Hafens reicht aber viel weiter zurück. Um 1250 wurde an der Mündung der Rotte in die Maas ein Damm gebaut, um eine Versalzung durch das einströmende Meerwasser zu verhindern. Hier wurden Güter per Hand von Flussschiffen auf Küstenschiffe umgeladen - dies war die Geburtsstunde des Rotterdamer Hafens.
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Rotterdam zu einem bedeutenden Fischerhafen. Später profitierte die Stadt vom Kolonialhandel, sie wurde jedoch nie zu dessen Zentrum, da der Hafen damals vom Meer aus schwer zugänglich war und zudem die wichtigsten Geldgeber und Unternehmer in Amsterdam angesiedelt waren.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich der Hafen grundlegend. Im Ruhrgebiet florierte die Industrie und besonders der Bergbau. Rotterdam wurde nun auch von der See aus erreichbar, da unter der Leitung des Wasserbauingenieurs Pieter Caland die Dünen bei Hoek van Holland durchstochen und eine neue Fahrrinne zum Hafen gegraben wurde: der Nieuwe Waterweg. Im Hafen selbst wurden neue Becken angelegt. Dampfkräne und andere Maschinen erleichterten das Laden und Löschen der Schiffe, Güterzüge sicherten einen schnelleren Ab- und Antransport.

Auch in den letzten vierzig Jahren ist der Hafen stetig gewachsen; so entstanden zum Beispiel die Hafen- und Industriegebiete Europoort und Maasvlakte. Für die Niederlande ist es ungemein wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit des Rotterdamer Hafens zu erhalten. Ebenso wie der Amsterdamer Flughafen Schiphol ist er ein Drehkreuz des niederländischen Außenhandels. Die Globalisierung hat eine Zunahme des internationalen Güterverkehrs und eine Verschärfung des weltweiten Wettbewerbs, auch zwischen Häfen, mit sich gebracht. Deshalb unternehmen die verantwortlichen Behörden große Anstrengungen, um die Infrastruktur und die Erreichbarkeit des Hafens weiter zu verbessern. Die Betuwelinie, eine neue Güterzugverbindung zwischen Rotterdam und Deutschland, ist nur eines der Projekte, die den Hafen zukunftssicher machen sollen.